Ich bin wieder da 🙂 Und es freut mich, dass einige von Euch mich schon vermisst haben und auf neue Rezepte warten 🙂 Also vielen lieben Dank über die Kommentare und Besuche auf Geschmacks-Sinn während meiner Urlaubszeit.
Ein konkretes Rezept habe ich heute allerdings nicht für Euch. Ich möchte Euch gerne ein bisschen teilhaben lassen an unserer wirklich sehr eindrucksvollen Reise. Nun ist es aber wirklich nicht so einfach die richtigen Worte zu finden. Denn es war so unglaublich, was wir da an Herzlichkeit erlebt haben. Wir sind als Gäste gekommen und sind als Freund abgereist. All diese Eindrücke haben wir hauptsächlich der wirklich herzlichen Gastfreundlichkeit von Maria zu bedanken, die uns in dem kleinen Fischerdorf Alcochete willkommen hieß und uns jeden Morgen ein liebevolles Frühstück zubereitet hat.
Und an dieser Stelle kann ich wirklich nur private Unterkünfte empfehlen. Wir machen das schon seit Jahren und sind super begeistert. Denn einerseits lernst du so Land und Leute richtig kennen und man hat auch mehr seine Ruhe. Da wir nun als Stadtbewohner immer viele Leute und Großstadtlärm um uns haben, suchen wir im Urlaub eher die ländliche Ruhe.
Den ersten Tag sind wir nach Sintra gefahren (wir hatten für die ganze Zeit einen Mietwagen). Vor allem der Park Quinta da Regaleira ist einmalig! Das Schloß was da zwischen den Bäumen als erstes auftaucht, sieht aus wie ein Geisterschloß. Einzigartig auf der ganzen Welt ist wohl die verspielte 4 Hektar große Gartenanlage des Geisterschlosses.
Ich staune noch immer über den Ideenreichtum und die Fantasie von António Augusto Carvalho Monteiro, der diesen Traum Wirklichkeit werden ließ. Die ganze Parkanlage ist ein mystisches Labyrinth aus Pfaden zwischen bunten Blumen, alten Bäumen und weißen Statuen. Immer wieder tauchen unvermittelt Grotten, Teiche und plätschernde Wasserfälle auf. Hinter diesen führen dunkle Tunnel zu einem mehrstöckigen, spiralartigen unterirdischen Steinturm, der „Initationsbrunnen“ genannt wird. Es ist ein unvergessliches Erlebnis, die geheime „Tür“ zum Brunnen zu finden und der Wendeltreppe abwärts zu folgen, zwischen Steinen am Wasser zu wandeln und unter der Kirche in die Unterwelt einzutreten.
Mein persönliches Highlight war der Besuch im Museo de Queijo (Käsemuseum). Das hat nicht immer offen, sondern man muß vorher anrufen, so dass jemand da ist und die Führung übernimmt (die Führungen gibt es auf englisch und portugiesisch). Unsere Gastgeberin Maria hat das für uns organisiert und es war zauberhaft.
Filipa eine sehr nette Dame hat uns auf der kleinen Käsefarm begrüßt und uns dann die Geschichte erzählt, wie Alfredo damals den „Queijo de Azeitão“ hergestellt hat. Eine wahnsinnig aufwendige Knochenarbeit sage ich Euch! Es würde glaube ich zu ausführlich werden, wenn ich den ganzen Prozeß der Herstellung erläutere aber nur als Beispiel, es müssen jeden Morgen und jeden Abend 200 Schafe gemolken werden. Denn dieser bestimmte Käse wird aus der wilden Artischockenpflanze und Schafsmilch hergestellt.
Einfach ein Traum! Und für diesen würzigen Geschmack fehlen mir wirklich die Worte. Von dem Käse wird oben der „Deckel“ abgeschnitten und dann kommt der cremige Käse zum Vorschein. Wenn der Käse leer ist, kann man 2 Eier verquirlen und mit Kräutern oder Schinken verrühren, in den Käse füllen, Deckel drauf und dann im Ofen stocken lassen. Habe ich selber noch nicht probiert, da wir aber Käse mitgenommen haben, wird das auf jeden Fall ausprobiert und ich werde berichten.
Ansonsten kann die „Schale“ auch in kleine Stücke geschnitten werden und an Stelle von Parmesan ins Risotto gegeben werden oder in eine Bolognesesauce. Auch das werde ich ausprobieren. Zu dem Käse gab es selbstgemachtes Feigenchutney und ein Gläschen Portwein dazu. Die Privatführung kostet 7,50 EUR und ist absolut empfehlenswert!
Danach ging es weiter in den „Weinkeller“ von „José Maria da Fonseca„. Abgesehen davon, dass es bei den Temperaturen auch angenehm kühl in dem Keller war, ist es sehr interessant gewesen etwas über das Familienunternehmen zu erfahren, welches seit 1834 aus gemeinsamer Leidenschaft Weine herstellt.
Hauptsächlich wird dort der Moscatel hergestellt. Moscatel ist eine bestimmte Rebsorte, welche vor allem in Portugal und Spanien verbreitet ist. Die Weine dieser Rebsorte sind sehr rassig und haben ein sehr feines Muskatbukett. Anschließend an die Führung gab es natürlich auch eine kleine Weinverkostung, bei der wir einen sehr leckeren Moscatel aus dem Jahre 1999 probiert und gekauft haben. Er hat eine traumhaft goldene Farbe und ist einfach grandios im Geschmack.
Außerdem haben wir eine Flasche Aguardiente mitgenommen. Als Aguardiente bezeichnet man in Portugal Schnaps und dieser „Espirito“ ist in einem Barriquefass gereift und ist mit Moscatel verfeinert. Ich freue mich schon auf die besonderen Momente, bei denen die Flaschen geöffnet und genossen werden.
Eine sehr außergewöhnliche Erfahrung war ein original Fadoabend. Fado ist ein ganz traditioneller, portugiesischer Musikstil. Es ist wirklich schwer, diese Stimmung des Fados in Worte zu fassen. In den Liedern geht es um Liebe, soziale Missstände, vergangenen Zeiten oder die Sehnsucht. Und als Zuschauer hat man das Gefühl, die Sänger/in leidet und stirbt in ihren Liedern. Das ist sicherlich nicht für jeden etwas. Es gibt aber auch stimmungsvolle Lieder. Da singt dann wirklich jeder ausgelassen mit.
Als einzige Touristen in dem Lokal, war es etwas schwer alles zu verstehen. Mein Englisch und Spanisch ist zwar recht gut aber bei portugiesisch, hört´s dann schon auf! An dem Abend wird ein 4-Gänge-Menü serviert. Auch hier ist es von Vorteil, wenn man portugiesisch spricht. Denn es gab zwar eine Kellnerin, die ein bisschen englisch sprach aber wir haben sie wirklich kaum verstanden und hatten somit absolut keine Ahnung, was wir gegessen haben.
Das war aber echt spannend. Im Nachhinein habe ich dann gegoogelt, was wir da gegessen haben. 😉 Ich kann nur jedem empfehlen, genau solche Abende auszuprobieren. Desweiteren rate ich Euch den Fadoabend in der Provinz von Portugal zu genießen. Erstens ist es mindestens um die Hälfte preiswerter als in Lissabon und zweitens ist es unbeschreiblich, all das zwischen einheimischen liebevollen und herzlichen Portugiesen zu erleben.
So nun aber zum Menü. Das Menü begann mit einer Suppe namens „Caldo Verde“. Das ist einer Art pürierte Kartoffelsuppe in der Chorizo mit gegart wird und zum Schluß noch eine Art Grünkohl reingeschnitten wird.
Danach ging es feurig weiter. Denn es wurde ein ovales Tongefäß mit einer Chorizo auf den Tisch gestellt, welche mit Aguardiente begossen und dann angezündet wurde. Das sieht echt toll aus! Und auch wenn Chorizo doch sehr fettig ist, der Geschmack ist unschlagbar! Als Hauptgericht haben wir zwei verschiedene Fischgerichte bestellt. Eines davon war „Bacalhau à Bras“. Das ist ein Gemisch aus Bacalhau (Stockfisch), Zwiebeln, Kartoffelstiften und Eiern, das fast in jedem portugiesischen Restaurant ein Muß auf der Speisekarte ist.
Also ich muss ehrlich sagen, dass es mich geschmacklich nicht so wirklich überzeugt hat. Denn es war recht fad. Und wenn ich nicht gewusst hätte, dass Fisch drin ist, hätte ich nicht mal den Fischgeschmack raus geschmeckt. Ich habe mit unserer Gastgeberin darüber gesprochen und sie meinte, dass das eigentlich sehr lecker ist, wenn es richtig gewürzt ist. Aber es kann einem ja auch nicht alles schmecken!
Und als „Entschädigung“ gab es ein zweites Hauptgericht mit Fisch. Und davon hätte ich gar nicht genug bekommen können. Ich habe bis heute leider den Namen des Gerichtes noch nicht herausbekommen. Es ist aber ein Filet vom Stockfisch, welches mit einer Milchcreme im Blätterteigmantel überbacken wird. Dazu gab es Kartoffelchips und Salat. Einfach ein Gedicht!
Natürlich gab es auch ein leckeres Dessert. Ich habe mir einen karamellisierten Pudding ausgesucht, welcher oberlecker war und mein Schatz hat ein Mangomousse probiert. Mir persönlich war das Mangomousse zu süß (ich durfte natürlich mal kosten 😉 ) aber das ist ja Geschmackssache. Auf jeden Fall werden wir den Abend so schnell nicht mehr vergessen. Der Fadoabend geht von 20:30 Uhr bis 2:00 Uhr und ihr bezahlt in Alcochete 25 EUR pro Person. Da ist das Menü und Getränke inklusive. In Lissabon zahlt ihr locker an die 100 EUR pro Person.
Wenn man durch das Dorf spaziert, dann sieht man ganz viele Grills neben den Restaurants stehen. Denn es gibt täglich frischen Fisch. Kein Wunder, ist ja auch ein Fischerdorf. Das mussten wir natürlich auch probieren. Wir haben uns beide für eine Dorade entschieden. Und ich sage Euch, das war der beste gegrillte Fisch, den ich je gegessen habe.
Wirklich perfekt auf die Minute gegrillt, schön glasig und mit einem ganz leckeren Salz gewürzt. Dazu gab es Kartoffeln, Salat und ein Gläschen Wein. Auf dem Bild, sieht es vielleicht nicht soooo lecker aus, denn es wird da nicht gerade viel Wert auf perfektes Anrichten gelegt aber dafür ist der Geschmack einzigartig. Und das ist doch schließlich die Hauptsache.
Da wir bei Temperaturen von 27 bzw. 30 Grad abends nicht so großen Hunger hatten, sind wir immer in eine kleine Snackbar gegangen. Das müsst ihr euch vorstellen, wie ein kleines Wohnzimmer mit einem Tresen und einer kleiner Kochnische, die von 12 Uhr bis 1:00 Uhr geöffnet hat. Der Fernseher läuft den ganzen Tag und Anita und Joan sind wahnsinnig herzliche Gastgeber. Am zweiten Tag haben wir dann auch mitbekommen, dass Anita super gut deutsch spricht. Denn sie hat 30 Jahre in Deutschland gelebt. Ach ja…. sie fehlen uns richtig. Denn die Abende bei den beiden in ihrem Tabloa (Name der Snackbar) waren wirklich etwas Besonderes.
Wir wurden noch nie so herzlich aufgenommen. An dem einen Abend, war es recht voll und da wollten wir schon woanders hingehen. Aber Joan hat alle gebeten etwas zusammenzurücken und so waren dann doch noch 2 Plätze frei für uns. Ich kann wirklich jedem nur jedem empfehlen, in einheimische Lokale zu gehen. Habt keine Bedenken, dass man Euch eventuell nicht versteht! Und wie in diesem Lokal, konnte man eben auch deutsch reden. Das hätte man von draußen nie gedacht, denn es waren ja nie andere Touristen außer uns da drin.
Bei Anita gab es dann auch leckere Kleinigkeiten zu essen. Natürlich gibt es da auch Schnecken und Muscheln, die dort fast jeder ißt aber das haben wir dann doch nicht probiert. Wir haben uns entweder für einen Toast entschieden oder für eine Tapasplatte die aus Wurst und Käse besteht. Zur „Verdauung“ wollte mein Schatz, dann einen original portugiesischen Schnaps haben. Anita gab ihm einen Bagaço. Echt köstlich! Den hat sie selber „angesetzt“ in dem sie Kirschen in eine Flasche gibt und dann mit Grappa aufgießt. Das muss dann ein paar Tage durchziehen und dann nimmt der Grappa die Farbe der Kirschen an.
Jetzt fragt sich der ein oder andere vielleicht ob wir gar nicht die berühmten Pastais de nata gegessen haben. Doch natürlich und das wirklich jeden Tag. Denn sie machen süchtig. Es gibt eigentlich an jeder Ecke eine Pastelaria. Dort gibt es dann unzählige Süßwaren. Da kann man gar nicht alle probieren.
Als wir direkt in Lissabon waren, haben wir auch das berühmte Café Pasteis de Belem besucht. Denn dort wurden die Sahnepuddingtörtchen schon im 18. Jahrhundert von Santa Maria de Belem hergestellt. Allerdings hat der Geschmack mit der Zeit immer mehr nachgelassen. Das ist eine reine Touristenabfertigung geworden. Und das auf Kosten des Geschmacks!
Da es der Wettergott ja so gut mit uns gemeint hat, waren wir viel am Strand unterwegs. Das Wasser war allerdings noch sehr kalt ;-). Trotzdem könnt ihr ewig in dem feinen weißen Sand spazieren gehen, Muscheln sammeln oder einfach relaxen und dem Meeresrauschen lauschen.
Ach ja… wenn ich das alles so schreibe, würde ich am liebsten sofort wieder einen Flug buchen und zurück nach Portugal fliegen. Wir werden auf jeden Fall ein weiteres Mal dort Urlaub machen, denn die Strände sind zauberhaft und die Herzlichkeit der Portugiesen unbeschreiblich.
In Lissabon waren wir dann am letzten Tag. Es ist natürlich nicht zu schaffen, diese Stadt an nur einem Tag zu besichtigen aber die wichtigsten Stadtteile haben wir uns angeschaut und ich finde Lissabon hat seinen ganz eigenen Charme und verzaubert einen.
Ich hoffe mein kleiner Reisebericht hat euch gefallen und das Fernweh etwas geweckt. ;-). Wer noch detaillierte Informationen zu schönen Stränden, Lokalen oder Sehenswürdigkeiten haben möchte, einfach Bescheid geben. 🙂
In diesem Sinne wünsche ich Euch noch einen Sonntag
Eure Katrin